La vittoria senza pace. Le occupazioni militari italiane alla fine della Grande Guerra, hrsg. von Raoul Pupo
mit Beiträgen von Giulia Caccamo, Andrea Di Michele und Raoul Pupo; Laterza 2014
Hotel Pragser Wildsee, Montag 24. August 2015, 21.00 Uhr
Ende des Ersten Weltkrieges: Zum ersten Mal hat Italien seinen Erzfeind Österreich besiegt und nimmt als Siegernation an der territorialen Neuordnung nach dem Krieg teil. Dadurch gelangt Italien in den Besitz großer Territorien, die zum Teil angrenzend sind – Tirol, Teile Kärntens und des österreichischen Küstenlandes – und anderer abgelegener Gebiete wie Dalmatien, Albanien und die Küste Anatoliens. Gleichzeitig werden militärische Delegationen nach Wien, ins Rheinland, nach Schlesien, Bulgarien, bis nach Russland, Sibirien und in den Fernen Osten entsendet.
Besetzungen und militärische Präsenz zeichnen die italienische Außenpolitik in der Nachkriegszeit aus, die sich mit Nachdruck für die Realisierung der Zielsetzungen des italienischen Kriegseinsatzes stark macht: Parallel zur Befreiung der “unerlösten Gebiete” (terre irredente) von der habsburgischen Vorherrschaft strebt das Land die Anerkennung als Großmacht an und will einen Einfluss auf den Balkan-Donauraum erlangen, der jenem des untergegangenen Habsburgerreiches und jenem Frankreichs und Englands im östlichen Mittelmeerraum gleichkommt. Das ist ein Fehler: Die Überschätzung der eigenen Kräfte wird zum Scheitern der ehrgeizigsten Ziele führen und die Außenpolitik wird sich damit herumschlagen, den eigenen Weg in der Nachkriegswelt zu finden.
Inzwischen zeigen die militärischen Verwaltungen den Bewohnern der zu annektierenden Gebiete ein erstes Bild von Italien. Die Militärgouverneure sollen sich für die Integration stark machen, aber nicht alle verhalten sich ausgleichend, vor allem in Bezug auf die anderssprachige Bevölkerung (Deutsche, Slowenen und Kroaten), die die Annexion rundweg ablehnen. Innenpoltik und Außenpolitik, Abschluss des nationalen Einheitsprojektes und imperiale Träume verschränken sich zu einer schwer zu handhabenden Gemengelage, die auch heute noch für Historiker schwer zu interpretieren ist.
Das kürzlich in Rom in der Abgeordnetenkammer präsentierte Buch „La vittoria senza pace“ stellt die erste einheitliche Darstellung der italienischen Besatzungen am Ende des Ersten Weltkriegs in vergleichender Perspektive dar.
Die Buchvorstellung findet am 24. August 2015 um 21 Uhr im Hotel Pragser Wildsee in Prags statt. Sprechen werden zwei der Autoren: Raoul Pupo (Universität Trient) und Andrea Di Michele (Universität Bozen).
Raoul Pupo unterrichtet Zeitgeschichte an der Universität Triest. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der italienischen Außenpolitik, der italienischen Ostgrenze, der italienischen Besetzung des Balkans und der Zwangsumsiedlung europäischer Bevölkerungsgruppen im 20. Jahrhundert. Von seinen Büchern sei genannt: Trieste ’45 (Laterza 2010) e Il lungo esodo (Rizzoli 2005).
Andrea Di Michele ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen. Er hat Arbeiten zur italienischen Geschichte und zur Regionalgeschichte veröffentlicht u.a.: Storia dell’Italia repubblicana 1948-2008 (Garzanti 2008); Die unvollkommene Italianisierung. Politik und Verwaltung in Südtirol 1918 – 1943 (Universitätsverlag Wagner 2008).